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MedienmitteilungVeröffentlicht am 16. Dezember 2025

Wirtschaftliche Folgen von Scheidungen gerechter verteilen

Bern, 16.12.2025 — Die Mehrheit der Familien in der Schweiz lebt das «modernisierte traditionelle» Familienmodell. Sie sind nach einer Scheidung einem höheren Risiko ausgesetzt, in eine ungleiche wirtschaftliche Situation zu geraten. Meist sind es die Mütter, die dann finanziell schlechter dastehen.

In den meisten Familien mit kleinen Kindern arbeiten Väter Vollzeit und Mütter Teilzeit. Mütter übernehmen einen grossen Teil der unbezahlten Care-Arbeit und verzichten somit auf einen Teil des eigenen Lohnes.

In der Schweiz werden 40% der Ehen geschieden. Somit ist es wichtig, sich über die wirtschaftlichen Konsequenzen einer ungleichen Erwerbsbeteiligung während der Familienzeit im Falle einer Scheidung Gedanken zu machen.

Im Scheidungsrecht wird aktuell der formell-egalitären Auslegung Vorrang gegeben, das heisst die Rechtsprechung verlangt von dem Elternteil, der die Erwerbstätigkeit aufgegeben oder reduziert hat, um sich um die Kinder zu kümmern, eine möglichst rasche Rückkehr in den Arbeitsmarkt, um wirtschaftlich unabhängig zu sein. Das ist jedoch nicht immer einfach, denn es fehlen berufliche Kontinuität und somit Möglichkeiten für eine Karriere aufgrund der Teilzeitbeschäftigung. Das Resultat ist eine wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Vätern und Müttern nach der Scheidung.

Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie eine nationale Elternzeit und für alle zugängliche und bezahlbare familienergänzende Betreuungsangebote, würden dazu beitragen, Ungleichheiten bereits während der Familienzeit zu verringern. Eine kompensatorische Auslegung des Scheidungsrechts im Einklang mit der in der Bundesverfassung verankerten materiellen Gleichstellung, insbesondere durch die Anpassung des Unterhaltsrechts, die individuelle Beurteilung jeder familiären Situation im Scheidungsfall sowie eine verstärkte Schulung der Gerichte und Anwältinnen und Anwälte, ist für eine gerechtere Verteilung der wirtschaftlichen Folgen einer Scheidung oder Trennung von entscheidender Bedeutung.

Gesellschafts- und familienpolitische Fragen

Die EKFF ist eine unabhängige beratende Kommission, die sich für familienfreundliche Rahmenbedingungen einsetzt. Als Fachkommission stellt sie spezifisches Fachwissen im Bereich Familienpolitik bereit, auf das Politik und Verwaltungsbehörden zurückgreifen können. Die EKFF veröffentlicht regelmässig Policy Briefs zu wichtigen aktuellen Themen, die das Familienleben betreffen.

Link:

Policy Briefs | Eidgenössische Kommission für Familienfragen EKFF